Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zum Vorhaben, Schulen mehr Freiräume zu ermöglichen

Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zum Vorhaben, Schulen mehr Freiräume zu ermöglichen

Verband Niedersächsischer Lehrkräfte zum Vorhaben, Schulen mehr Freiräume zu ermöglichen

Zum heutigen Antrag der Landtagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen „Entwicklungsmöglichkeiten durch mehr Freiräume - Schulen zukunftsfähig aufstellen, Beteiligte entlasten“ erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:

„Bereits 2007 sind unter dem damaligen Kultusminister Bernd Busemann alle Schulen in Niedersachsen eigenverantwortlich geworden, damals nicht unumstritten, aber mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. 13 Jahre später sollen alle Schulen mehr Freiräume für ihre Entwicklung erhalten, wenn es nach dem Entschließungsantrag der Regierungsparteien geht.

Grundsätzlich können mehr Freiräume für unsere Schulen eine hilfreiche Maßnahme sein, sich zukunftsfähig entwickeln zu können. Wichtig ist allerdings dabei, alle in Schule Beschäftigten bei einer positiven Entwicklung von Schule und Unterricht zu unterstützen, ohne ihnen zusätzliche Aufgaben aufzubürden. Die Belastung aller in unseren Schulen Beschäftigten ist bekanntermaßen jetzt schon viel zu hoch. Es fehlen Lehrkräfte und Unterstützungspersonal, der bürokratische Aufwand ist immer noch sehr hoch. Zu wirklich spürbaren Entlastungen ist es noch immer nicht gekommen. Die Umsetzung der Digitalisierung hakt weiterhin.

Der Vorschlag, curriculare Vorgaben durch zeitgemäße, auch digitale Formate und Praxisnähe und unter Einbindung der digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln, sie stärker auf die Schulabschlüsse auszurichten und dadurch auch in den Unterrichtsfächern Freiräume zur inhaltlichen Schwerpunktsetzung zu ermöglichen, ist zu begrüßen. Es muss dringend zu Weiterentwicklungen, aber auch zur „Entrümplung“ der Kerncurricula kommen, damit überhaupt Freiräume entstehen, die mit anderen, relevanteren Themen gefüllt werden können.

Die Freiräume dürfen jedoch nicht dazu missbraucht werden, den eklatanten Lehrkräftemangel zu verschleiern. Das kann insbesondere beim jahrgangs- und fächerübergreifenden Lernen der Fall sein. Es ist durchaus richtig, über alternative Prüfungs- und Abschlussformate nachzudenken. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Vergleichbarkeit der Abschlüsse stets gewährleistet bleibt - sowohl landes- wie bundesweit.

Die Absicht, Schulen mehr zu ermöglichen statt zu verordnen, ist lobens- und erstrebenswert. Umso wichtiger ist es jedoch, dass alle Beteiligten mitgenommen und nicht ständig mit neuen Aufgaben belastet werden.“

Hannover, den 12. Oktober 2023

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