VNL-Statement zum Startchancen - Programm

VNL-Statement zum Startchancen - Programm

  • Grundsätzlich richtig und notwendig, aber Knackpunkte bleiben
  • Kein Bildungsruck, aber immerhin ein Bildungszucken

Zum „Startchancen-Programm“ erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL:

„Es ist eine gute Nachricht, dass Bund und Länder sich auf das sog. „Startchancen-Programm“ für Brennpunktschulen geeinigt haben. Gemeinsam wollen sie in den nächsten zehn Jahren bundesweit rund 4.000 Schulen, die einen hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern aufweisen, zwei Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung stellen.

Das Programm soll zum Schuljahr 2024/25 starten. Und hier beginnt bereits der erste Casus knacksus, die Bürokratie. Es müssen Verwaltungsvereinbarungen verhandelt, die Schulen ermittelt und die wissenschaftliche Begleitung ausgeschrieben werden. Ob das alles bis zum 01.08.2024 geschafft sein wird, sei mit Blick auf die Genehmigungsvorgänge in Deutschland, auch in Niedersachsen, bezweifelt werden. Wir nehmen es Kultusministerin Julia Willie Hamburg ab, dass sie „auf der Landesseite die Schulen … hierbei bestmöglich … begleiten und … unterstützen“ möchte. Von Vorteil wird es sein, dass Niedersachsen sich auf den Weg gemacht hat, zum nächsten Schuljahr einen Sozialindex zu implementieren.

Ein weiterer Knackpunkt wird sein, dass nicht alle Schulen, die eine solche Unterstützung nötig haben, mit der insgesamt aufs Ganze gesehen doch recht bescheidenen Summe bedacht werden können. In Niedersachsen sollen 390 Schulen in den Genuss dieses Programmes kommen. Es ist durchaus sinnvoll, besonders die Grundschulen zu unterstützen. Dort wird die Basisarbeit für die weiterführenden Schulen geleistet. Aber auch weiterführende Schulen, sowohl in der Sekundarstufe I als auch Berufsschulen sollen durch das Programm unterstützt werden. Dafür werden die jetzt bereitgestellten Mittel aber kaum reichen, auch wenn es sich bundesweit, um jeweils 2 Milliarden Euro pro Jahr handelt. Es könnte sich wohl doch wieder nur um einige wenige Tropfen auf dem heißen Stein handeln.

Der dritte Knackpunkt wird sich bei der Aufteilung der Mittel zeigen. 40 Prozent sollen in die Schaffung „attraktiver Lernräume“, sind also Investitionen in Gebäude, fließen. Bei dem derzeitig hohen Niveau der Baupreise wird weniger für die Schulen herauskommen als geplant. 30 Prozent sollen in den Aufbau multiprofessioneller Teams zur Unterstützung der Lehrkräfte gehen, weitere 30 Prozent können die Schulen als „Chancenbudget“ autonom verwalten. Der Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt wird auch hier eine Bremse sein, wenn nicht attraktive Bedingungen geboten werden. Lehrkräfte fehlen sowieso, Mitarbeitende für den Aufbau multiprofessioneller Teams zur Unterstützung der Lehrkräfte sind ebenso wenig auf dem Arbeitsmarkt leicht zu rekrutieren.

Wir sehen im „Startchancen-Programm“ einen ersten, richtigen Schritt, dem noch viele weitere folgen müssen – der Digitalpakt 2.0 lässt immer noch auf sich warten. Wir hoffen, dass das Programm nicht gleich zu Beginn durch ausufernde Bürokratie ausgebremst werden wird. Leider geht noch immer kein Bildungsruck durchs Land, aber immerhin kann ein Bildungszucken erkannt werden.“

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