VNL-Statement zur Durchführung der Corona-Selbsttests

VNL-Statement zur Durchführung der Corona-Selbsttests

Angekündigte Selbsttests werden den Schulen viele Probleme bereiten und zu erheblichen Belastungen führen – Kreative Lösungen bei der Durchführung der Selbsttests gefordert

Zur Durchführung der ‚Corona-Test-Woche‘ erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR:

„Heute hat Kultusminister Grant Hendrik Tonne genauere Informationen zur Durchführung der ab dem 19. März 2021 geplanten Testwoche an die Schulen verschickt. Sofern überhaupt alle vom Land bestellten Testkits zum Testtermin auch wirklich zur Verfügung stehen werden, wird die Testdurchführung den Schulen viele Probleme bereiten und zu erheblichen Belastungen führen. Wir haben die große Befürchtung, dass hier wieder einmal Theorie und Praxis weit auseinander liegen.

Das den Schulen heute zugesandt Konzept „Corona-Selbst- bzw. Laientests für Personal sowie Schülerinnen und Schüler in Schulen“ ist zweifelsohne gut gemeint, aber es scheint stellenweise nicht von schulerfahrenen Praktikern entwickelt worden zu sein. So wird dort auf Seite 6 für die Durchführung der Selbsttests „…ein geeigneter Raum mit hinreichender Größe und Lüftungsmöglichkeit [empfohlen], der mit mehreren Einzelplätzen zur Testung ausgestattet ist. Die Plätze müssen mit Händedesinfektionsmittel, Einweghandtüchern sowie Mülleimern mit reißfesten Müllsäcken ausgestattet sein. Die Müllsäcke sind abschließend fest zu verknoten, die Tische mit einem tensidhaltigen Reinigungsmittel abzuwischen. Abschließend sind die Hände mit Seife zu waschen oder zu desinfizieren.“ Nicht jede Schule hat zur Durchführung entsprechend große belüftbare Räumlichkeiten wie zum Beispiel eine eigene Turnhalle und auch nicht jeder Klassenraum verfügt über Waschbecken. Ebenso steht den Schulen Reinigungspersonal nicht während der Unterrichtszeit für eine ständige Reinigung zur Verfügung.

Viele Schülerinnen und Schüler, insbesondere die jüngeren, werden nicht ohne Anleitung den Selbsttest durchführen können. Es bleiben also nur die Lehrkräfte vor Ort, die die Schülerinnen und Schüler anleiten müssen, obgleich sie selbst kein medizinisch geschultes Fachpersonal sind. Das sehen wir als höchst problematisch an. Die Selbsttests bedürfen unbedingt einer genauen, gewissenhaften Durchführung, wenn sie eine einigermaßen verlässliche Aussagekraft haben sollen. Es wird dauern, bis die Schülerinnen und Schüler „Profis“ im Selbsttesten sind und die Ergebnisse sicher verwertbar sein werden.

Insbesondere für die Schulleitungen kommt ein größerer Bürokratieaufwand zu. Diese haben die Gesamtanzahl der ausgeteilten Laientests an die Beschäftigten und die davon zurückgemeldeten positiven sowie die davon mit einem PCR-Test bestätigten Testergebnisse zu dokumentieren. Bei einem positiven Selbsttestergebnis hat die Schulleitung den Verdachtsfall beim örtlich zuständigen Gesundheitsamt zu melden, bei den Schülerinnen und Schülern die Erziehungsberechtigten zu informieren und der positiv getesteten Person eine Bescheinigung über das positive Ergebnis der Selbsttestung auszuhändigen, damit ein PCR-Test durchgeführt wird.

Grundsätzlich begrüßen wir regelmäßige Testungen an den Schulen, sehen aber in der jetzt geplanten Form doch noch viele Stolpersteine und Probleme. Wir fordern auch weiterhin ein Impfangebot für alle an Schulen Tätigen aller Schulformen, der Gesundheitsschutz muss weiterhin eine hohe Priorität haben. Wir schlagen vor, mobile Testteams an die Schulen zu senden. Werden uns an den Schulen nicht auch täglich kreative Lösungen abverlangt? Warum werden nicht z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Gastronomie oder dem Einzelhandel, die sich in Kurzarbeit befinden, angemessen geschult, um diese Testungen durchführen zu können? Ebenso sollte die Unterstützung durch Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz u. a. in Erwägung gezogen werden. Für die Zukunft erscheint uns der finnische Weg sinnvoll, dort gibt es an allen Schulen „Schulkrankenschwestern“.

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